Fokussierter Ultraschall gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
Pressemitteilungen 2023, DEGUM Aktuell
Wie das Tumorwachstum effektiv kontrolliert und Schmerzen gelindert werden können
Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört zu den aggressivsten Krebserkrankungen – und zu den Tumoren des gastrointestinalen Systems mit der schlechtesten Prognose. Zum Zeitpunkt der Diagnose sind diese Tumoren in 80 Prozent der Fälle bereits inoperabel. Durch die starken Schmerzen kann die Lebensqualität der betroffenen Patienten stark eingeschränkt sein. Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium sind bisherige Behandlungsansätze oft unbefriedigend, doch der hochintensive fokussierte Ultraschall (HIFU) kann in vielen Fällen helfen. Die Ärzte am Universitätsklinikum Bonn können mit der innovativen Ultraschalltherapie bei mehr als 80 Prozent der Patienten die vom Tumor verursachten Schmerzen schnell und deutlich lindern und das Tumorvolumen verringern. Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) stellen diese Vorteile auf einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch, den 3. Mai 2023 vor und erläutern das Verfahren. Hier können Sie sich anmelden.
Etwa 20.000 Menschen erhalten in Deutschland pro Jahr die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Ebenso viele Menschen versterben jährlich hierzulande etwa auch an dem aggressiven Tumor – unter anderem auch deshalb, weil die Krebserkrankung oft schon weit fortgeschritten ist, wenn sie erkannt wird. Häufig verursacht sie nämlich erst dann Beschwerden, wenn sie schon in einem fortgeschrittenen Stadium ist. Die Symptome sind bei Beginn der Erkrankung oft diffus: Müdigkeit, unangenehme Gefühle im Oberbauch bis hin zu Schmerzen, Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust.
„Da die Heilungschancen beim fortgeschrittenen Bauchspeicheldrüsenkrebs insgesamt gering sind, sollte man auch solche Beschwerden dem Arzt schildern, um eine frühere Diagnosestellung zu erleichtern“, erklärt Privatdozentin Dr. med. Dr. rer. nat. Milka Marinova von der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin in Bonn und DEGUM-Expertin. Mediziner können mit Hilfe von Blutwerten, Ultraschalluntersuchung (Sonografie), Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) und weiteren Methoden eine exakte Diagnose stellen. Bei der Diagnosestellung hat sich der Tumor in 80 Prozent der Fälle jedoch schon so weit ausgebreitet, dass er inoperabel ist. Risikofaktoren für die Krebserkrankung sind zum einen Rauchen, Alkohol und Übergewicht, zum anderen eine familiäre Veranlagung oder gehäufte Bauchspeicheldrüsenentzündungen.
Durch das klinische Hauptsymptom – die Tumorschmerzen – bei einem Pankreaskarzinom kann die Lebensqualität der Patienten sehr stark eingeschränkt sein. Die medizinischen Möglichkeiten zur Eindämmung der Schmerzen oder des Tumorwachstums sind bisher jedoch meistens nicht befriedigend. Doch die moderne Methode des hoch-intensiven fokussierten Ultraschalls (HIFU) bringt als Zusatztherapie nach bisherigen Ergebnissen einen deutlichen Nutzen in der Therapie des Pankreaskarzinoms. Die DEGUM-Expertin PD Dr. med. Dr. rer. nat. Milka Marinova berichtet: „Dieses Verfahren funktioniert nicht invasiv – also ohne Skalpell oder Einbringen von Nadeln, Elektroden oder Sonden in den Tumor– sozusagen berührungsfrei. Wir nutzen dafür gebündelte Ultraschallwellen, in deren Brennpunkt (Fokus) Temperaturen von über 80 Grad Celcius entstehen und die so das Tumorgewebe gezielt schädigen.“ Dadurch können die Mediziner den Tumor lokal zerstören und außerdem die Tumorschmerzen deutlich reduzieren. „Aus unserer klinischen Erfahrung am Universitätsklinikum Bonn kommt es durch die HIFU-Therapie bei mehr als 85 Prozent der Patienten zu einer schnellen und anhaltenden Linderung der Tumorschmerzen“, kann die DEGUM-Ausbilderin berichten. „Außerdem können wir bei mehr als 80 Prozent der Patienten das Tumorvolumen verringern und das Tumorwachstum effektiv kontrollieren.“
Das HIFU-Verfahren ist nebenwirkungsarm und birgt – verglichen mit anderen Behandlungen – nur ein geringes Risiko für Komplikationen; es ist damit eine wirksame Zusatztherapie zu der leitliniengerechten Therapie für Patienten mit einem inoperablen Pankreaskarzinom. Die DEGUM fordert von der Gesundheitspolitik die finanzielle Unterstützung zur Durchführung weiterer randomisierter Studien zur Untersuchung der Wirkungskraft und des Stellenwertes des HIFU beim Pankreaskarzinom. „Wir möchten herausfinden, ob dieses Verfahren vielleicht sogar dazu beitragen könnte, dass Patienten länger überleben als nur mit den Standardtherapien, denn die Überlebensdaten sind ermutigend“, so die DEGUM-Expertin Marinova abschließend.
Online-Pressekonferenz am Mittwoch, den 3. Mai von 11.00 bis 12.00 Uhr
Klicken Sie auf den Link, um sich vorab anzumelden: https://register.gotowebinar.com/register/7243013486206395738